Plug & Play Balkonsolaranlage mit Akku. Macht das Sinn?

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Wir von Solaronic haben uns lange Zeit bewusst gegen das Thema Batterien entschieden. Für uns persönlich waren sie bisher absolut unwirtschaftlich. Die garantierte Lebensdauer einer Batterie war bei den ersten Generationen geringer als der Zeitraum, um die Anschaffungskosten finanziell zu amortisieren. Natürlich darf man ein solches System nicht nur unter finanziellen Gesichtspunkten betrachten, aber um ehrlich zu sein, ist und bleibt dies ein relevantes Kriterium.
Wir haben die Entwicklung der Akkus immer mit verfolgt und neue Produkte genau unter die Lupe genommen. Mit den neuen LFP-Akkus (Lithium-Eisenphosphat-Akkus) sind wir nun an einem Punkt angelangt, wo das Thema auch aus unserer Sicht langsam aber sicher spannend wird. Mit dieser neuen Batterietechnologie haben sich die Ladezyklen von 3'000 auf 6'000 verdoppelt. Mit den Ladezyklen hat sich gleichzeitig auch die zu erwartende Lebensdauer verlängert, was wiederum einen direkten Einfluss auf die Amortisationswahrscheinlichkeit hat.
Um die neueste Akkugeneration wirklich selbst testen zu können, haben wir einen 2 kWh Akku von Growatt (NOAH 2000) in unsere Testanlage eingebaut. Mit diesem Test wollen wir transparent über die Vor- und Nachteile eines solchen Akkus informieren.
Wir haben uns bewusst für ein Produkt entschieden, bei dem der Wechselrichter nicht direkt im Akkugehäuse integriert ist. Dies hat aus unserer Sicht mehrere Vorteile. Der wichtigste Vorteil ist, dass man nicht alles austauschen muss, wenn das eine oder andere defekt ist. Der Growatt NOAH 2000 ist mit vielen anderen Mikro-Wechselrichtern kompatibel, was uns gleich zum nächsten grossen Vorteil bringt. So lässt sich der Akku auch in bereits bestehende Systeme, welche zum Beispiel bei Solaronic gekauft werden können, integrieren.
Unsere Batterie läuft nun seit 20 Tagen an einer bestehenden 600 Watt Anlage mit einem Deye SUN600G3-EU-230 Wechselrichter und zwei 440 Watt Trina Solarmodulen. Die Solarmodule speisen ihren Ertrag direkt in die Batterie ein, von wo aus eine Verbindung zum Wechselrichter besteht. Die Batterie befindet sich also zwischen den Modulen und dem Wechselrichter. Sobald der Akku in Betrieb ist, ist er der Manager und nicht mehr der Wechselrichter. In der ShinePhone App von Growatt, über die die Konfigurationen vorgenommen werden können und sobald im Betrieb auch die Leistung abgelesen werden kann, kann die gewünschte Ausgangsleistung definiert werden. Ohne Batterie konnte man diese Leistung nicht beeinflussen, oder wenn man es konnte, machte es keinen Sinn. Bisher ging der Strom, der nicht ins Netz eingespeist wurde, einfach verloren. Mit einem Akku ändert sich das. Liegt der Grundverbrauch im eigenen Haushalt beispielsweise bei 250 Watt, kann die maximale Ausgangsleistung auf diese Leistung gedrosselt werden. Der Strom geht dann nicht mehr verloren, sondern wird im Akku zwischengespeichert. Wenn nun die Solarmodule die 250 Watt nicht mehr liefern können, springt automatisch der Akku ein und gleicht die Differenz aus dem Speicher aus. So kann mehr vom selbst erzeugten Strom in der eigenen Hausinstallation genutzt werden und es wird weniger an das öffentliche Netz abgegeben.
Vorteile
Ein wichtiger Vorteil, der für eine Batterie spricht, ist die gesetzliche Begrenzung auf eine maximale Einspeiseleistung von 600 Watt. Die meisten Plug & Play Solaranlagen sind überdimensioniert. Das heisst, die Module könnten unter guten Bedingungen mehr als die 600 Watt liefern. Ohne Akku wird diese Überproduktion vom Wechselrichter gekappt und vernichtet. Mit einem Akku wird diese Überproduktion automatisch im Akku gespeichert und kann zu einem späteren Zeitpunkt abgerufen werden. So kann die gesamte Leistung der Module genutzt werden.
Der Growatt NOAH 2000 hat eine maximale DC-Eingangsleistung von 1'800 Watt. Das ist doppelt so viel, wie eine herkömmliche Anlage maximal liefern könnte. Das bedeutet, dass 2x2 Solarmodule (je zwei mit einer Y-Verbindung) an die Batterie angeschlossen werden können. So kann auch mit der maximalen Einspeiseleistung von 600 Watt eine Kleinanlage mit vier Solarmodulen betrieben werden und erfüllt immer noch die Vorschriften.
Bei einer Lösung mit vier Solarmodulen ist die Speicherkapazität von 2 kWh natürlich schnell erschöpft. Auch für dieses Problem bietet das Produkt von Growatt eine Lösung. Denn es können bis zu vier Akkus übereinander gestapelt werden, wodurch sich die Speicherkapazität auf 8 kWh erhöht, was für vier Module definitiv ausreichend ist.

Über die App kann zwischen drei verschiedenen Betriebsmodi gewählt werden.
- Verbraucher zuerst Modus
Die erzeugte Energie wird vorrangig in das Hausnetz eingespeist. - Batterie zuerst Modus
Zuerst wird die Batterie bis zu einem definierten Ladezustand aufgeladen, erst dann wird Strom ins Hausnetz eingespeist. - Intelligenter Selbstverbrauchsmodus
Ist ein Shelly 3EM und Shelly Pro 3EM mit der Batterie verbunden, übermittelt der intelligente Stromzähler den aktuellen Verbrauch an den Noah 2000. Dieser speist entsprechend nur so viel Strom ins Netz ein, bis der Verbrauch gedeckt ist. Der Rest geht in den Akku. Dieser Modus ist ab Firmware Version 070805 und ShinePhone App Version (8.2.1.0) verfügbar.
Die Batterie sollte nicht bei Minustemperaturen geladen werden. Deshalb heizt sich der Noah automatisch auf die nötige Betriebstemperatur auf, wenn Solarstrom eingespeist wird.
Hier eine Liste der Vorteile
- 2 MTTP-Eingänge mit jeweils 900 Watt maximaler Leistung für bis zu vier Solarmodule.
- Die gesamte Leistung der Solarmodule kann genutzt werden.
- Überproduktion kann gespeichert werden und geht nicht verloren.
- Erweiterung der Speicherkapazität von 2 auf 8 kWh (in 2 kWh Schritten).
- Speichererweiterung zu einem späteren Zeitpunkt möglich.
- Übersichtliche App zur Verfolgung von Produktion und Batteriestatus.
- Betriebstemperatur von -20 bis 45 Grad Celsius.
- Kompatibel zu Shelly 3EM und Shelly Pro 3EM.
- Kompatibel mit Wechselrichtern anderer Hersteller.
- Kombinierbar mit bestehenden Plug & Play Balkon Solaranlagen.
- Die Sonnenenergie kann gespeichert werden und dann verwendet werden, wenn man Zuhause ist.
- Einfache und schnelle Installation.
- Wechselrichter nicht im Lieferumfang enthalten.
- Lieferumfang
- Preis/Leistung
Nachteile
Auch bei den Nachteilen wollen wir transparent sein und unsere Erfahrungen mit euch teilen. Wir haben unseren Akku so konfiguriert, dass er von 10 % bis 100 % arbeiten kann. Das heisst, er kann sich bis zu 100 % aufladen und bis zu einem Wert von 10 % entladen. Ausserdem befindet sich der Akku in einem Modus, der als erste Priorität den Strom an die Hausinstallation abgeben soll und erst dann den Akku laden soll. Wir haben festgestellt, dass das Gerät in diesem Modus die Batterie jeweils auf 15 % lädt und dann wieder auf 10 % entlädt, was aus unserer Sicht nicht dem definierten Modus entspricht. Zu diesem Thema haben wir ein Ticket beim Growatt Support eröffnet, die Antwort dazu war leider nicht sehr hilfreich. Gemäss Growatt wurde dieses Verhalten bewusst so definiert um Schwankungen bei der Produktion ausgleichen zu können. Wir hoffen, dass sich diese Programmierung in Zukunft noch ändern bzw. verbessern wird.
Der Akku benötigt zum Laden nach unseren Beobachtungen eine Mindestleistung von 30 bis 50 Watt. Darunter wird der Akku nicht geladen, zumindest wird in der App keine Ladeinformation angezeigt. Was wir mit Sicherheit sagen können ist, dass die Leistung nicht ins Netz eingespeist wird. Wenn diese Leistung tatsächlich nicht in den Akku fliesst, geht sie einfach verloren, was auch bei dieser kleinen Leistung sehr schade wäre.
Hier eine Liste der Nachteile
- Software(-Problem): Intervall-Ladung zwischen 10 - 15 %
- Die Batterie benötigt eine Mindestspannung zum Laden. In diesem Fall wird die Leistung nicht an den Wechselrichter weitergegeben.
- Mitgelieferte Kabel für den Betrieb in Innenräumen in den meisten Fällen zu kurz.
Fazit - Lohnt sich die Anschaffung ja oder nein?
Growatt hat mit dem NOAH 2000 einen aus unserer Sicht guten und soliden Akku zu einem fairen Preis auf den Markt gebracht. Er hat softwaretechnisch noch Kinderkrankheiten, funktioniert aber zuverlässig. Die Möglichkeit, die volle Leistung der Solarmodule zu nutzen und sogar auf vier Module erweitern zu können, macht den Growatt NOAH 2000 definitiv zu einem interessanten Produkt.
Empfehlen wir dieses Produkt jetzt allen unseren Kunden? Nein, das tun wir nicht. Aus unserer Sicht müssen folgende Voraussetzungen erfüllt sein, damit die Anschaffung einer Batterie für eine Plug & Play Solaranlage Sinn macht.
- Es sollten mindestens zwei Solarmodule angeschlossen werden können. Idealerweise vier.
- Die Solarmodule müssen so platziert und ausgerichtet sein, dass sie bei gutem Wetter über einen längeren Zeitraum des Tages die volle Leistung erzeugen können. Oder wenn der Grundbedarf des Haushalts sehr gering ist oder hauptsächlich dann genutzt werden kann, wenn die Sonne nicht scheint.
- Um einen optimalen Wirkungsgrad zu erreichen, sollte die Batterie an einem Ort mit überwiegend positiven Temperaturen aufgestellt werden.
Wenn die oben genannten Punkte auf Sie zutreffen, können wir definitiv mit gutem Gewissen eine Kaufempfehlung für eine Balkon-Solaranlage aussprechen. Erst recht, wenn auch der Spassfaktor eine Rolle spielt. Es macht unbestritten Freude zu sehen und zu wissen, dass mit dieser Lösung mehr selbst produzierter Strom Kühlschrank und Co. im eigenen Haushalt betreibt.
Sollten Sie weitere Fragen zu einer Plug & Play Solaranlage mit oder ohne Batterie haben, zögern Sie nicht, uns zu kontaktieren. Wir beantworten gerne Ihre Fragen zu diesem Thema.